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Bambergs Kaiser-Ulanen

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“Kaiser-Ulanen!“ wie das klingt und singt!

Hell, wie die Trompete Signale bringt,

Schmetternd, wie der Fanfaren Hall,

Kräftig, wie der Pauke Schall,

Schneidig, wie der Kommandolaut

“Zur Attacke!“ und „Gott vertraut!“

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Sie waren die „wahren Bamberger Reiter“. Bamberg hatte zum einen als

Garnisonsstadt Traditionund bot sich zum andern vor allem durch die

sandigen Böden des Hauptsmoors als ideales Übungsgelände für die

Reiterei an. Kein Wunder, dass die tapferen Kaiser-Ulanen ihren Weg in

die Domstadt fanden.

Zwischen 1863 und 1919 hatte das 1. Kgl. Bayr. Ulanen-Regiment in Bamberg sein Zuhause. Auch wenn ihr Hufschlag nicht mehr zu hören ist, Spuren haben die Ulanen viele hinterlassen.

 

Ursprung der Ulanen

Der Begriff „Ulanen‘ ist tatarischen Ursprungs und bedeutet soviel wie wacker oder tapfer. Vorwiegend mit Lanze bewaffnet, sorgte diese tatarische leichte Reiterei an der polnischen Grenze für Unruhe. Bald errichtete auch die polnische Armee Ulanen-Regimenter und übernahm neben der Bewaffnung auch die Bezeichnung als Ulanen für sich. Von Polen aus hielt die Errichtung von Ulanen-Regimentern Einzug in fast alle europäischen Heere.

Ein Ulane war an der Ulanka, einem besonders geschnittenen, doppelt geknöpften Waffenrock und der Tschapka, einem mit Haarbusch und viereckigem Deckel versehenem Lederhelm (entgegen der damals üblichen Pickelhaube) zu erkennen, wobei vor allem die Lanzenwaffe charakteristisch war. Der angebrachte Wimpel zeigte die bayrischen Farben und bei Unteroffizieren sogar den bayerischen Löwen. Ferner wurden Säbel und Pistole (später auch Revolver und Karabiner) geführt.

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Ulanen in Preußen und dem Deutschen Reich

Begann man zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Österreich, eine große Anzahl Ulanen-Regimenter aufzustellen, so errichtete seit 1807 auch Preußen und später das Deutsche Reich Ulanen-Regimenter. Der bayerische König Max Joseph I. schuf am 19. August 1813 mit der Errichtung des 1. Ulanenregiments in Aschaffenburg den Vorläufer und die Stammtruppe des späteren 1. Kgl. Bayr. Ulanenregiments.

Die Reiter bewährten sich erstmals 1815 im Kampf gegen Napoleon, fielen aber 1822 einer Verminderung des Armeebestands zum Opfer. Erst nach rund vierzig Jahren befahl der bayrische König Maximilian II. am 21. Dezember 1863 die Errichtung vier neuer Kavallerie-Regimenter (1., 2. und 3. Ulanenregiment sowie das 3. Kürassier-Regiment).

Das 1. Ulanen-Regiment war in Dillingen und Augsburg stationiert. Es focht im deutschen Bruderkrieg von 1866 und später in Frankreich 1870/71. Die Ulanen waren hierbei unter anderem an der Schlacht von Sedan und an der Einnahme von Paris beteiligt.

 

Von Dillingen nach Bamberg

Bamberg war seit 1863 Heimstatt des 3. Ulanen-Regiments. Nach dessen Ablösung 1867 fanden die Reiter erst mit der Versetzung des 1. Ulanen-Regiments aus Dillingen am 21. September 1872 ihren Weg zurück in die Domstadt. Bamberg zeichnete sich als Standort unter anderem aufgrund seines hervorragenden Reitgeländes aus. Der Hauptsmoorwald mit seinem sandigen Boden bot beste Reitbedingungen. Zudem war die Anwesenheit des 5. Infanterie-Regiments aus militärischer Sicht von Vorteil.

Regimentsinhaber und damit Namensgeber waren nach König Ludwig II. der Großfürst und Thronfolger Russlands Nicolaus Alexandrowitsch und der Deutsche Kaiser und König von Preußen, Friedrich III. . Zuletzt (seit dem 19. Juni 1888) gab Kaiser Wilhelm II. dem Regiment seinen Namen.

 

Klöster, Kirchen und Kasernen

Nach der Säkularisation von 1803 und der damit verbundenen Enteignung der Kirche dienten dem Militär neben Kasernen vielfach auch Kirchen und Klöster als Unterkünfte, Depots und Lazarette. In Bamberg nutzten die Ulanen seit 1872 neben der Langgass- (heutige Lange Straße), Koppenhof- (Nürnbergerstraße) und der Holzhof-Kaserne (Nürnbergerstraße) auch die Anlagen des Heiliggrab- und Clarissen-Klosters (ehemals beim heutigen Flurbereinigungsamt).

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Ehern und fest: Die Ulanen bei der Ausbildung

Im Vordergrund der Ausbildung stand neben der geistigen Schulung der militärische

Drill von Mann und Pferd. Zum täglichen Dienst gehörten

  • das Exerzieren zu Fuß und Pferd,

  • Lanzen- und Säbelfechten,

  • Schießen und Entfernungsschätzen,

  • Felddienst jeglicher Art,

  • Zerstören von Eisenbahn- und Telegraphenanlagen,

  • Feldpionierdienst

  • Schwimmtraining von Pferd und Reiter

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Mutig im Krieg, rührig im Dienst und fröhlich im Spiel

Die besondere Verbundenheit der Ulanen zu ihren Pferden war augenscheinlich. Der ausgiebigen Sorge und Pflege des edlen Tieres stand ein anspruchsvolles Training im Springen, Geländereiten, Pferdeschwimmen, Distanzritt und Rennreiten entgegen. Außerdem konnten sich Ross und Reiter bei den alljährlichen Reiterrennen und der Fuchsjagd beweisen. Als „Fuchs“ wurde der gewandteste Reiter durch die „Herren Offiziere“ und deren Gäste gejagt.

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Das Regiment Gebsattel

Bei den Bamberger Ulanen überwogen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung zunächst die Pfälzer, später die Bayern und Franken. Unter letzteren traten vor allem die fränkischen Adelsfamilien wie u.a. derer von Stauffenberg, Egloffstein, Guttenberg, aber insbesondere die Familie von Gebsattel hervor. Jahrelang leisteten gleichzeitig sechs Brüder ihren Dienst für das Regiment, so dass sogar Kaiser Wilhelm II. bei einer Vorstellung 1891, als ihm der Name Gebsattel zum dritten Mal genannt wurde, den Regimentskommandeur mit den Worten unterbrach: „Sie haben wohl die Namen Ihrer Offiziere vergessen; ich höre immer nur Gebsattel“. Seit dieser Zeit sprach der Kaiser gerne von seinem „Regiment Gebsattel“.

Besondere Ehren erfuhr das Regiment aber nicht zuletzt durch die Prominenz aus königlichem Hause. Es waren Herzog Max Emanuel von Bayern, Herzog Franz Joseph sowie Herzog Luitpold von Bayern, die aktiv beim 1. Ulanenregiment dienten.

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“Das sind noch lange nicht genug.

Ich brauch noch mehr Gebsattel für

mein Regiment“

(Kaiser Wilhelm II. bei einem Besuch des Bamberger Regiments 1891)

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Bis zum letzten Hauch von Mann und Ross - Die Ulanen im Großen Krieg

Im Ersten Weltkrieg zeichneten sich die Ulanen zunächst durch ihren Einsatz in Frankreich aus.Hier

war es besonders die Attacke auf den französischen Ort Lagarde, geführt von zwei Ulanenregimentern

am 11. August 1914, die den Ruhm der Reiter mehrte. Allerdings darf neben dem Erfolg der aus

militärischer Sicht eher sinnlose Angriff von Kavallerie gegen mit Maschinengewehren gedeckte

Stellungen nicht vergessen werden, der viele Opfer von den Ulanen forderte. Einem derartigen

Kampf gegen die Technik, wichen die Militärs mit der Versetzung des Regiments an die technisch

oft schlechter ausgerüstete Ostfront aus.

Nach der Rückkehr des Regiments am 10. Februar 1919 in die Koppenhofkaserne änderte sich mit dem

Versailler Vertrag die Situation der Ulanen grundlegend. Teile des Ulanen-Regiments wurden mit

verschiedenen Reiter-Regimentern zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 23 zusammengefasst. Die

bayerischen Kavallerie-Regimenter wurden hierbei ins neu gebildete Reiter-Regiment 17 integriert.

Der Regimentsstab und die 1. und 5. Eskadron blieben in Bamberg stationiert, die übrigen Teile in den

Standorten Ansbach und Straubing.

Nach dem 1. Weltkrieg verlor die Kavallerie stark an Bedeutung und musste überlegener Kriegstechnik weichen. Die Auflösung vieler Regimenter in Preußen und in Österreich war die Folge. In Polen waren die Ulanen noch bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im Einsatz. Hier ritten sie noch 1939, wenn auch im aussichtlosen Kampf, gegen die Panzer der Wehrmacht an.

 

Bamberger Erinnerungen

Auch wenn die Ulanen nicht mehr reiten, in den Militärkasernen keine Kommandolaute mehr erklingen und statt Pferden Autos durch die geteerten Straßen preschen, die Ulanen sind noch nicht ganz aus dem Bamberger Stadtbild verschwunden.

Seien es die Kasernenbauten in der Nürnberger Straße oder das Ulanendenkmal in der Wunderburg (vorheriger Standort Obstmarkt), die Stadt der sieben Hügel erinnert gerne an den einstigen Stolz seiner Kaiser-Ulanen und bleibt seinem 1. Kgl. Bayr. Ulanen-Regiment heute wie damals verbunden.

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“Auf uns´ren Lanzen Spitze Fähnlein weh´n, zum Zeichen,

daß wir echte Bayern sein.

Man kann es schon aus weiter Ferne sehen,

daß es der Bayern Landesfarbe sein.

Ein jeder Bayer gibt mit frohem Mut,

für weiß und blau den letzten Tropfen Blut.“

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Stefan Sengenberger

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Quellen und Literatur:

  • Kestler, Stefan; Tapken, Kai Uwe: „Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt…“. Ein historisch-photographischer Streifzug durch die Bamberger Garnisonsgeschichte 1871 – 1939. (=Veröffentlichungen des Bamberger Stadtarchivs Bamberg). Bamberg 1998.

  • Freiherr von Gebsattel, Ludwig: Das K.B. 1. Ulanenregiment „Kaiser Wilhelm II. König von Preußen“. Augsburg 1924.

  • Schmidt, Karl: Mein Regiment: Königlich Bayerisches 1. Ulanenregiment. Inhaber: Seine Majestät Kaiser Wilhelm II., König von Preußen. Standort: Bamberg. Bamberg 1911.

  • Wir bedanken uns bei der Bamberger Staatsbibliothek und dem Bamberger Stadtarchiv für die freundliche Unterstützung!

Stefan Sengenberger, März 2005

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf bamberg-guide.de veröffentlicht.

Foto: Stadtarchiv Bamberg

Ulanen Offiziere in Gala
(Foto: Stadtarchiv Bamberg, D 2088 + 921237)

Foto: Stadtarchiv Bamberg

Ulanen beim Einbiegen in die Kaserne an der Nürnberger Straße 1910
(Foto Stadtarchiv Bamberg,
BS (B) + 267-2 - H001 B002)

Foto: Thorsten Chalupka

Ulanen-Reiter Gedenkbild am
Wunderburger Brunnen

Foto: Stadtarchiv Bamberg

Feier am Ulanenplatz in der Wunderburg
(Foto: Stadtarchiv Bamberg, D 2088 + 5120)

Foto: Thorsten Chalupka

Gedenktafel am Ulanenplatz
Neueinweihung Ulanenplatz 2011

Foto: Jonny Hübner

Wiedereröffnung des renovierten Ulanenplatzes
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